
Portierung und Optimierung von B2C-Schadenanwendungen auf moderne Architekturen und Technologien
Die Ausgangslage:
Der Auftraggeber war eine führende deutsche Versicherungsgesellschaft, die sowohl über eine traditionelle Marke als auch über eine reine Online-Tochter verfügte. Beide Marken boten ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, Schadenfälle online zu melden.
Die bestehende Lösung war jedoch technologisch und funktional veraltet. Sie basierte auf einem monolithischen Ansatz, der ausschließlich ein langes Formular bereitstellte, das am Ende lediglich eine strukturierte E-Mail an die Sachbearbeiter versandte. Dies führte zu einer langen Prozessdauer, einer schlechten Conversion-Rate und einer hohen Belastung der Sachbearbeiter durch fehlende Automatisierung.
Der Auftrag
Die Versicherung beauftragte die FIDA mit der Aufgabe, die B2C-Schadenanwendungen vollständig zu modernisieren und eine Lösung zu schaffen, die den Schadenmeldungsprozess automatisiert, eine bessere Benutzererfahrung bietet und den internen Bearbeitungsaufwand reduziert.
Unsere Zielstellung
Das Hauptziel des Projekts war es, eine neue, moderne Anwendung zu schaffen, die den Schadenmeldungsprozess für die Kundinnen und Kunden so einfach und effizient wie möglich gestaltet. Dabei sollten moderne UX/UI-Prinzipien angewendet werden, um die Benutzerfreundlichkeit zu maximieren und die Conversion-Rate deutlich zu erhöhen.
Die neue Anwendung sollte zudem auf allen Geräten – vom Desktop über Tablets bis hin zu Smartphones – problemlos nutzbar sein. Gleichzeitig sollte sie durch eine tiefere Integration in die Backend-Systeme der Versicherung den Schadenmeldungsprozess größtenteils automatisieren und eine direkte Einbindung in das Schadenbearbeitungssystem ermöglichen. Ziel war es, Schadenfälle so weit wie möglich "dunkel" zu verarbeiten, also ohne manuellen Eingriff durch Sachbearbeiter.
Darüber hinaus sollten nützliche Zusatzfunktionen über den reinen Meldungsprozess hinaus bereitgestellt werden, um den Prozess für die Kundinnen und Kunden angenehmer zu gestalten und die internen Prozesse zu entlasten. Die Architektur der Anwendung sollte dabei modular und zukunftssicher sein, mit einem Fokus auf standardisierte Schnittstellen und eine Cloud-fähige Infrastruktur.
Unsere Lösung
Das Schadensmeldungsportal wurde vollständig neu konzipiert und auf modernen Technologien und Architekturen umgesetzt. Der gesamte Prozess wurde in mehrere Single-Page-Applications (SPAs) unterteilt, die als Microfrontends realisiert wurden. Microfrontends sind eine Architektur für Webanwendungen, bei der die Benutzeroberfläche in kleinere, unabhängige Module aufgeteilt wird, die jeweils von verschiedenen Teams entwickelt, getestet und bereitgestellt werden können. Diese Module oder „Microfrontends“ arbeiten zusammen, um eine vollständige Benutzeroberfläche zu bilden, die dem Nutzer als ein zusammenhängendes Erlebnis erscheint. Die Microfrontends unserer Anwendung wurden sparten- und produktspezifisch gestaltet, um die individuellen Anforderungen unterschiedlicher Versicherungsprodukte wie Kfz, Wohngebäude oder Schutzbrief optimal abzubilden.
Der Einstieg in die Anwendung erfolgt über einen Entscheidungsbaum, der die Nutzerinnen und Nutzer mit einfachen Fragen durch den Prozess leitet und sie automatisch in die passende Oberfläche weiterleitet. Dies reduziert Komplexität und sorgt für eine personalisierte Nutzererfahrung. Dynamische Formulare, klare Anweisungen und interaktive Elemente sorgen dafür, dass die Meldung eines Schadens schnell und intuitiv abgeschlossen werden kann. Als zusätzliche Funktionen wurden unter anderem die Möglichkeit geschaffen, direkt einen Pannendienst anzufordern, eine Partnerwerkstatt auszuwählen oder bei Kleinstschäden eine automatische Auszahlung zu erhalten.
Die Portierung und Optimierung der B2C-Schadenanwendungen führte zu erheblichen Verbesserungen sowohl für die Kundinnen und Kunden als auch für die internen Prozesse der Versicherung. Die neuen Anwendungen sind intuitiv, schnell und auf allen Geräten nutzbar, was die Benutzererfahrung erheblich verbesserte und die Conversion-Rate deutlich steigerte.
Ein Blick ins Detail: Worauf wurde Wert gelegt?
Bei der Umsetzung der neuen B2C-Schadenanwendungen lag ein besonderer Fokus auf der Benutzerfreundlichkeit, der technischen Architektur und der Automatisierung.
Das Frontend wurde mit Angular entwickelt und nutzt moderne Technologien wie RxJS und ngrx für das State-Management. Durch den Einsatz von nx als Monorepo-Projekt-Tool und die Nutzung von Web Components konnte die hausinterne Style-Komponentenbibliothek nahtlos integriert werden. Auch die Gestaltung der Microfrontends als eigenständige SPAs erlaubte eine modulare und flexible Weiterentwicklung.
Die Backend-for-Frontend-Services wurden mit Quarkus und NodeJS umgesetzt und fungieren als zentrale Kommunikationsschnittstelle zwischen Frontend und den internen Backend-Systemen. Diese Architektur sorgt für eine klare Trennung der Verantwortlichkeiten und eine bessere Wartbarkeit.
Die Bereitstellung der gesamten Lösung in der AWS-Cloud sorgte nicht nur für eine hohe Verfügbarkeit und Skalierbarkeit, sondern entlastete auch die hausinterne Hardware. Durch den Einsatz von IaC-Tools wie Terraform konnten die Cloud-Umgebungen effizient geplant und bereitgestellt werden.
Sicherheit war ein weiterer zentraler Aspekt des Projekts. Durch die Integration des bestehenden On-Premise-OAuth2-Prozesses der Versicherung auf Basis von ForgeRock wurde sichergestellt, dass die Authentifizierung und Autorisierung höchsten Sicherheitsanforderungen entspricht. Sensible Daten werden sowohl während der Übertragung als auch bei der Speicherung verschlüsselt. Zusätzlich wurden umfangreiche Sicherheitsprüfungen, einschließlich PEN-Tests, durchgeführt, um potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben.
Um die Qualität der Lösung sicherzustellen, wurde ein umfassendes Testframework auf Basis von Jest und Cypress (Frontend) sowie JUnit (Backend-for-Frontend) implementiert. Die Tests wurden in die Continuous-Integration-Pipeline integriert, die mit Jenkins realisiert wurde. Ergänzend dazu wurden automatisierte Prüfungen auf Codestyles (ESLint, Sonarqube) und Sicherheitslücken (NexusIQ) durchgeführt.